Praxis der Achtsamkeit

Es gibt grundsätzlich vier Möglichkeiten, zu üben und Erfahrungen mit Achtsamkeit zu machen:

  1. Formale Praxis: Man nimmt sich vor, z.B. drei Minuten oder auch länger eine spezielle Praxis auszuüben. Sie entspricht dem Üben von Tonleitern beim Erlernen eines Instuments. Sie sind Voraussetzung dafür, später ein ganzes Musikstück spielen zu können. So geht es auch bei der “Melodie der Achtsamkeit” letztlich darum, sie im Alltag zu singen.
  2. Informelle Praxis: Man führt eine Tätigkeit, die man auch sonst ausführen würde, in einer Haltung der Achtsamkeit aus, wie Kochen, Geschirrspülen, Zähneputzen, eine Stiege hinaufgehen etc.
  3. Ein Tag der Achtsamkeit: An diesem Tag wechseln z.B. wärend sieben Stunden formale und informelle Praxis einander ab.
  4. Retreats sind Zeiten des Rückzugs, in denen man sich an einem geschützten, meist stillen Ort, ausschließlich der Praxis widmen kann. Dies kann ein Wochenende, zehn Tage, ein oder sechs Monate oder auch ein längerer Zeitraum sein.

Die Praxis dient insgesamt dazu, die Achtsamkeit als Lebensstil ins Leben zu integrieren, indem man auf achtsame Weise für sich selbst und andere sorgt. Er beinhaltet die Kultivierung der “vier himmlischen Verweilzustände” –  Wohlwollen (Liebende Güte), Gleichmut, Mitgefühl und Mitfreude – ebenso wie Selbstmitgefühl und achtsame Selbstfürsorge.

1. Formale Praxis der Achtsamkeit


2. Informelle Praxis der Achtsamkeit (Integration von Achtsamkeit in den Alltag)

  • Achtsame Aktivität
  • Strukturierte Übungen zum Innehalten
    • z.B. innehalten, bewusst zwei Atemzüge nehmen
      allein oder in Kontakt mit jemandem anderen
    • STOP-Übung
  • Kontemplation
    • z.B. bewusstes Lesen von Gedichten, in der Natur sein, Musik hören

3. “Tag der Achtsamkeit”


4. Retreats


Weitere Übungen mit einem speziellen Fokus um bestimmte Fähigkeiten, Zustände und Haltungen zu schulen


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Eine Geschicht, die verdeutlicht, wie man Dankbarkeit kultivieren kann, ist die eines italienischen Conte:

Dieser Graf wurde sehr sehr alt, weil er ein Lebensgenießer par excellence war. Er verließ niemals das Haus, ohne eine Hand voll Bohnen einzustecken. Er tat dies, um die schönen Momente des Tages bewusst wahrzunehmen und sie besser zählen zu können. Für jede positive Kleinigkeit, die er tagsüber erlebte – zum Beispiel: einen fröhlichen Plausch auf der Straße, das Lachen einer Frau, ein Glas guten Weines – für alles, was die Sinne erfreut, ließ er eine Bohne von der rechten in die linke Jackentasche wandern. Abends saß er zu Hause und zählte die Bohnen aus der linken Tasche. Er zelebrierte diese Minuten. So führte er sich vor Augen, wie viel Schönes ihm an diesem Tag widerfahren war und freute sich. Sogar wenn er bloß eine Bohne zählte, war der Tag gelungen – es hatte sich zu leben gelohnt!

Die Geschichte ist u.a. zu finden bei Luise Reddemann und in Burkhard A (2010) Achtsamkeit – Entscheidung für einen neuen Weg: Meditationsübungen für Praxis und Alltag. Stuttgart: Schattauer.

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