Mitgefühl und Empathie
Übung für Menschen in helfenden Berufen z.B. Psychotherapeuten
In Abwandlung und Konkretisierung der traditionellen “Liebende Güte Meditation” aus buddhistischen Traditionen schlagen Morgan & Morgan (2005) vor, die verschiedenen Stufen der Übung jeweils einige Minuten zumindest einmal in der Woche zu praktizieren.
- Empathie gegenüber einem guten Freund, oder einem Menschen von dem wir Gutes erfahren haben
- Empathie gegenüber einem neutralen Patienten oder Klienten
- Empathie gegenüber sich selbst
- Empathie gegenüber einem schwierigen Patienten oder Klienten
- Begrüßung eines Patienten oder Klienten
1. Empathie gegenüber einem guten Freund, oder einem Menschen von dem wir Gutes erfahren haben
- Finden Sie eine bequeme Sitzposition. Schließen Sie die Augen und erlauben Sie Ihrem Körper, sich von Ihrem Sessel tragen zu lassen. Spüren Sie den Kontakt mit dem Sessel.
- Spüren, Sie, wo Ihr Körper angespannt ist und lassen Sie soweit wie möglich los.
- Spüren Sie Ihre Bauchdecke, wie sie sich im Atemrhythmus ganz von selbst hebt und senkt. Folgen Sie einige Atemzüge lang diesen Bewegungen.
- Lassen Sie vor Ihrem inneren Auge jemanden auftauchen, der für Sie die Qualität der liebevollen Güte verkörpert und spüren Sie, wie sich das anfühlt, wenn Sie sich vorstellen, diese Person oder dieses Wesen sitzt Ihnen gegenüber.
- Stellen Sie sich vor, von Ihnen strömen Gefühle von Dankbarkeit und Liebe zu dieser wohlwollenden Person, zu diesem wohltuenden Wesen.
- Wenn Ihre Aufmerksamkeit abschweift, kehren Sie zu diesem Bild oder diesem Gefühl zurück und beginnen Sie von neuem.
2. Empathie gegenüber einem neutralen Patienten oder Klienten
- Finden Sie eine bequeme Sitzposition. Schließen Sie die Augen und erlauben Sie Ihrem Körper, sich von Ihrem Sessel tragen zu lassen. Spüren Sie den Kontakt mit dem Sessel.
- Spüren, Sie, wo Ihr Körper angespannt ist und lassen Sie soweit wie möglich los.
- Spüren Sie Ihre Bauchdecke, wie sie sich im Atemrhythmus ganz von selbst hebt und senkt. Folgen Sie einige Atemzüge lang diesen Bewegungen.
- Lassen Sie vor Ihrem inneren Auge einen Patienten auftauchen, oder lassen Sie das mit diesem Patienten verbundene Gefühl auftauchen, gegenüber dem Sie weder besonders starke positive oder auch negative Emotionen entwickeln. Stellen Sie sich vor, diese Person sitzt Ihnen gegenüber.
- Stellen Sie sich vor, von Ihnen strömen wohlwollende und freundliche Gefühle zu dieser Person. (Anmerkung: Wenn es Ihnen schwer fällt, diese Gefühle zu entwickeln, stellen Sie sich vor, Ihre wohlwollende Person oder Ihr liebevoll gütiges Wesen sitzt neben dem Patienten und lassen Sie Ihre warmen, freundlichen Gefühle zu beiden hin strömen.)
- Wenn Ihre Aufmerksamkeit abschweift, kehren Sie zu diesem Bild des Patienten oder dem Gefühl ihm gegenüber zurück und beginnen Sie von neuem.
3. Empathie gegenüber sich selbst
- Finden Sie eine bequeme Sitzposition. Schließen Sie die Augen und erlauben Sie Ihrem Körper, sich von Ihrem Sessel tragen zu lassen. Spüren Sie den Kontakt mit dem Sessel.
- Spüren, Sie, wo Ihr Körper angespannt ist und lassen Sie soweit wie möglich los.
- Spüren Sie Ihre Bauchdecke, wie sie sich im Atemrhythmus ganz von selbst hebt und senkt. Folgen Sie einige Atemzüge lang diesen Bewegungen.
- Lassen Sie vor Ihrem inneren Auge ein Bild oder eine Erinnerung auftauchen, die wohlwollende, warme und freundliche Gefühle sich selbst gegenüber hervorruft.
- Stellen Sie sich vor, wie Sie diese wohlwollende, liebevolle Wärme zu diesem Bild von sich selbst schicken. (Anmerkung: Wenn es Ihnen schwer fällt, diese Gefühle zu entwickeln, stellen Sie sich vor, Ihre wohlwollende Person oder Ihr liebevoll gütiges Wesen sitzt neben dem Patienten und lassen Sie Ihre warmen, freundlichen Gefühle zu beiden hin strömen. Oder stellen Sie sich vor, wie die Person oder das Wesen Ihnen liebevolle Wärme schenkt.)
- Wenn Ihre Aufmerksamkeit abschweift, kehren Sie zu diesem Bild von sich selbst zurück und beginnen Sie von neuem.
4. Empathie gegenüber einem schwierigen Patienten oder Klienten
- Finden Sie eine bequeme Sitzposition. Schließen Sie die Augen und erlauben Sie Ihrem Körper, sich von Ihrem Sessel tragen zu lassen. Spüren Sie den Kontakt mit dem Sessel.
- Spüren, Sie, wo Ihr Körper angespannt ist und lassen Sie soweit wie möglich los.
- Spüren Sie Ihre Bauchdecke, wie sie sich im Atemrhythmus ganz von selbst hebt und senkt. Folgen Sie einige Atemzüge lang diesen Bewegungen.
- Lassen Sie vor Ihrem inneren Auge einen Patienten auftauchen, oder lassen Sie das mit diesem Patienten verbundene Gefühl auftauchen, gegenüber dem Sie mit starken negativen Gefühlen reagieren. Stellen Sie sich vor, diese Person sitzt Ihnen gegenüber.
- Stellen Sie sich vor, von Ihnen strömen wohlwollende und freundliche Gefühle zu dieser Person. (Anmerkung: Wenn es Ihnen schwer fällt, diese Gefühle zu entwickeln, stellen Sie sich vor, Ihre wohlwollende Person oder Ihr liebevoll gütiges Wesen sitzt neben dem Patienten und lassen Sie Ihre warmen, freundlichen Gefühle zu beiden hin strömen. Machen Sie sich klar, was diesen Patienten unglücklich macht, was ihn zu seinen Aktionen motiviert.)
- Wenn Ihre Aufmerksamkeit abschweift, kehren Sie zu diesem Bild des Patienten oder dem Gefühl ihm gegenüber zurück und beginnen Sie von neuem.
5. Begrüßung eines Patienten oder Klienten
- Bevor Sie sich bereit machen, um den nächsten Patienten oder Klienten zu treffen, nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, um ihren Atem, das Ein- und Ausatmen zu beobachten.
- Währende Sie zur Türe gehen, stellen Sie sich vor, dass auf der anderen Seite der Türe ein anderes menschliches Wesen wartet. Dass dieses menschliche Wesen jemand ist, der leidet, der hofft und träumt, der alles versucht hat, um glücklich zu sein und nur teilweise damit Erflg hatte, jemand der zu Ihnen kommt, weil er glaubt, Sie könnten sein leiden lindern.
- Jetzt Öffnen Sie die Türe und sagen Sie z.B. “Hallo”.
nach: Morgan, WD & Morgan ST (2005) Cultivation Attention and Empathy. In: Germer, CK et al (ed) Mindfulness and Psychotherapy. New York, London: The Guilford Press